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schmerze sie mehr, als wenn die Frauenzimmer in den Proben ihre Haende in die
Rockfalten versteckten.
Ausserdem ward durch das Zureden dieser Maenner noch etwas sehr Gutes bewirkt,
dass naemlich alle Mannspersonen exerzieren lernten. "Da so viele Militaerrollen
vorkommen", sagten sie, "sieht nichts betruebter aus, als Menschen, die nicht die
mindeste Dressur zeigen, in Hauptmanns- und Majorsuniform auf dem Theater
herumschwanken zu sehen."
Wilhelm und Laertes waren die ersten, die sich der Paedagogik eines Unteroffiziers
unterwarfen, und setzten dabei ihre Fechtuebungen mit grosser Anstrengung fort.
So viel Muehe gaben sich beide Maenner mit der Ausbildung einer Gesellschaft, die
sich so gluecklich zusammengefunden hatte. Sie sorgten fuer die kuenftige
Zufriedenheit des Publikums, indes sich dieses ueber ihre entschiedene Liebhaberei
gelegentlich aufhielt. Man wusste nicht, wieviel Ursache man hatte, ihnen dankbar zu
sein, besonders da sie nicht versaeumten, den Schauspielern oft den Hauptpunkt
einzuschaerfen, dass es naemlich ihre Pflicht sei, laut und vernehmlich zu sprechen.
Sie fanden hierbei mehr Widerstand und Unwillen, als sie anfangs gedacht hatten. Die
meisten wollten so gehoert sein, wie sie sprachen, und wenige bemuehten sich, so zu
sprechen, dass man sie hoeren koennte. Einige schoben den Fehler aufs Gebaeude,
andere sagten, man koenne doch nicht schreien, wenn man natuerlich, heimlich oder
zaertlich zu sprechen habe.
Unsre Theaterfreunde, die eine unsaegliche Geduld hatten, suchten auf alle Weise
diese Verwirrung zu loesen, diesem Eigensinne beizukommen. Sie sparten weder
Gruende noch Schmeicheleien und erreichten zuletzt doch ihren Endzweck, wobei
ihnen das gute Beispiel Wilhelms besonders zustatten kam. Er bat sich aus, dass sie
sich bei den Proben in die entferntesten Ecken setzen und, sobald sie ihn nicht
vollkommen verstanden, mit dem Schluessel auf die Bank pochen moechten. Er
artikulierte gut, sprach gemaessigt aus, steigerte den Ton stufenweise und ueberschrie
sich nicht in den heftigsten Stellen. Die pochenden Schluessel hoerte man bei jeder
Probe weniger; nach und nach liessen sich die andern dieselbe Operation gefallen, und
man konnte hoffen, dass das Stueck endlich in allen Winkeln des Hauses von
jedermann wuerde verstanden werden.
Man sieht aus diesem Beispiel, wie gern die Menschen ihren Zweck nur auf ihre eigene
Weise erreichen moechten, wieviel Not man hat, ihnen begreiflich zu machen, was sich
eigentlich von selbst versteht, und wie schwer es ist, denjenigen, der etwas zu leisten
wuenscht, zur Erkenntnis der ersten Bedingungen zu bringen, unter denen sein
Vorhaben allein moeglich wird.
V. Buch, 9. Kapitel
Neuntes Kapitel
Man fuhr nun fort, die noetigen Anstalten zu Dekorationen und Kleidern, und was sonst
erforderlich war, zu machen. ueber einige Szenen und Stellen hatte Wilhelm besondere
Grillen, denen Serlo nachgab, teils in Ruecksicht auf den Kontrakt, teils aus
ueberzeugung und weil er hoffte, Wilhelmen durch diese Gefaelligkeit zu gewinnen und
in der Folge desto mehr nach seinen Absichten zu lenken.
So sollte zum Beispiel Koenig und Koenigin bei der ersten Audienz auf dem Throne
sitzend erscheinen, die Hofleute an den Seiten und Hamlet unbedeutend unter ihnen
stehen. "Hamlet", sagte er, "muss sich ruhig verhalten; seine schwarze Kleidung
unterscheidet ihn schon genug. Er muss sich eher verbergen als zum Vorschein
kommen. Nur dann, wenn die Audienz geendigt ist, wenn der Koenig mit ihm als Sohn
spricht, dann mag er herbeitreten und die Szene ihren Gang gehen."
Noch eine Hauptschwierigkeit machten die beiden Gemaelde, auf die sich Hamlet in der
Szene mit seiner Mutter so heftig bezieht. "Mir sollen", sagte Wilhelm, "in
Lebensgroesse beide im Grunde des Zimmers neben der Haupttuere sichtbar sein, und
zwar muss der alte Koenig in voelliger Ruestung, wie der Geist, auf ebender Seite
haengen, wo dieser hervortritt. Ich wuensche, dass die Figur mit der rechten Hand eine
befehlende Stellung annehme, etwas gewandt sei und gleichsam ueber die Schulter
sehe, damit sie dem Geiste voellig gleiche in dem Augenblicke, da dieser zur Tuere
hinausgeht. Es wird eine sehr grosse Wirkung tun, wenn in diesem Augenblick Hamlet
nach dem Geiste und die Koenigin nach dem Bilde sieht. Der Stiefvater mag dann im
koeniglichen Ornat, doch unscheinbarer als jener, vorgestellt werden."
So gab es noch verschiedene Punkte, von denen wir zu sprechen vielleicht Gelegenheit
haben.
"Sind Sie auch unerbittlich, dass Hamlet am Ende sterben muss?" fragte Serlo.
"Wie kann ich ihn am Leben erhalten", sagte Wilhelm, "da ihn das ganze Stueck zu
Tode drueckt? Wir haben ja schon so weitlaeufig darueber gesprochen."
"Aber das Publikum wuenscht ihn lebendig.'
"Ich will ihm gern jeden andern Gefallen tun, nur diesmal ist's unmoeglich. Wir
wuenschen auch, dass ein braver, nuetzlicher Mann, der an einer chronischen
Krankheit stirbt, noch laenger leben moege. Die Familie weint und beschwoert den Arzt, [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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